Leben spüren durch Leiden?

Leben spüren durch Leiden oder durch Freude?
Es ist deine tägliche Entscheidung!
Liebe Leserin, Lieber Leser, am Seminar beo-bachtete ich einen Teilnehmer, der in den ersten Stunden ängstlich und unsicher „um die Übungen herumschlich“. Ich ging auf ihn zu und folgender Dialog entwickelte sich. 

Ich: "Das sieht anstrengend aus, wie du das hier machst."

Er. "Ja, das ist es auch, ich muss sehr aufpassen, dass es mich nicht hineinzieht."

Ich: "Ok, und funktioniert es?"

Er: "So einigermaßen, das ist hier neu für mich, das alles, dass mit der Nähe, der Offenheit, Echtheit, dem Begegnen und so."

Ich: "Was ist neu?"

Er: "Na, das ist doch alles eine ernste Sache mit seinen Problemen. Ihr seit hier so fröhlich und liebevoll. Das ist doch nicht normal!  Ich muss doch ernsthaft an die Sache herangehen. Das muss aufgelöst werden. Es muss alles analysiert werden, was so war in meinem Leben. Du musst doch die Dinge die waren auflösen. Das ist nicht lustig. Das ist eine anstrengende, ernste Angelegenheit." 

Ich: "Glaubst du an Leiden?"

Er: "Wie meinst du das?"

Ich: "Es gibt Menschen, die haben die Wahrnehmung: „Leben spüren durch Leiden“; das bedeutet, diese Menschen nehmen sich gefühlsmäßig nur dann wahr, wenn sie Leiden. Da wird jede Sache die im Leben geschehen ist, diesem Blickwinkel des Leidens untergeordnet. Nur das ist für diese Menschen echt, nur das wird innerlich akzeptiert.

Freude, Offenheit und Vertrauen wird von diesen Menschen als nicht echt wahrgenommen. Sie sagen dann,  das wäre Verdrängung. Doch, du kannst immer wählen!

Wenn du dir das zugestehen würdest, was würdest du wählen. Wählst du die Liebe, oder wählst du das Leiden? Das meine ich mit der Frage an dich, ob du an Leiden glaubst oder ob du bereit bist, hier einmal einen anderen Weg zu gehen." 

Er: "Hmmmm..."

Ich: "Ich meine, dass du dir vielleicht die Chance gibst, tief einzutauchen in deine Gefühlswelt, mit der Sicherheit, hier am Seminar aufgefangen zu werden. In Freude, Nähe und einer offenen, emphatischen Begegnung."

Er: "Das wäre schön."

Ich: "Es ist möglich. Probiere es doch mal aus. Wir wissen, dass jeder Mensch seine dunklen Stellen hat. Dinge, die ihm Angst machen, die ihm wehtun. Hier am Seminar kannst du tief eintauchen in diese Ebenen und ich verspreche dir, du wirst aufgefangen werden. In Freude, in Lachen und auch, wenn du das möchtest, in einer bedingungslosen, liebevollen Umarmung."

Er: "Ja, ich glaube ich verstehe, was du meinst. Ich versuch es."

Ich: "Toll. Bei der nächsten Tanz Runde komm doch mal vor zu mir. Vor die Gruppe. Geh in deine Freude. Gestatte es dir. Fühle, wie es sich anfühlt, gegenwärtig und lebendig zu sein."

Bei der nächsten „Freude Session“ kam er zu mir. Unsicher, aber bereit sich auf etwas Neues einzulassen. Und dann kam er aus sich heraus! Plötzlich war da ein Strahlen auf seinem Gesicht, seine Bewegungen wurden fließender, er konnte lachen und sich in dieser Emotion sich selbst und den anderen zeigen. Er tauchte an diesem Training tief ein. In seine Themen, er ließ es zu, dass er seine Präsenz in allen Aspekten wahrnahm. Er wusste, gleichgültig wie tief es geht, ich werde aufgefangen in Lachen und Freude. In Gegenwärtigkeit. Unter Menschen, die mich genauso annehmen, wie ich bin.

Er lernte, sein Leben auch durch Freude zu spüren und zu akzeptieren.

Wir möchten an unseren Seminaren niemals bewusst ins Leid eintauchen, wir wollen keine Leidensgeschichten zelebrieren noch dazu auffordern, Leidensgeschichten o.ä. zu erzählen. 

Denn Leid ist nicht notwendig, um wichtige Schritte im Leben zu gehen. Wir verzichten weitestgehend auf Diagnosen und Bewertungen, denn, beides führt uns aus der Gegenwart heraus. Nur im gegenwärtigen Moment, jenseits der Bewertung, können wir  mit offenem Herzen die Situation und den Menschen wahr- und annehmen. Aus der Gegenwart heraus bekommst du den Blick für deine Entfaltung, deine Möglichkeiten und Ressourcen. 

Ich möchte, dass die Menschen aufgefangen sind in Lachen, Freude und Tanz. Ich habe schon Seminare erlebt, die von Beginn an schwer und sehr ruhig angeleitet wurden. Alles war sehr ernst. Lachen war eher nicht erlaubt und wurde als Verdrängung angesehen. Nun, aus dieser Stimmung heraus wurden die Menschen aufgefordert, in die leidvollen Bereiche ihres Lebens einzusteigen. Sich das genau anzuschauen, es nochmals zu fühlen um es dann zu „transformieren“ bzw. „aufzulösen“.

Du kannst dir sicher vorstellen, wie es einem Menschen geht, der dann tief in sein inneres Leiden geht und in solch einer Gruppenstimmung wieder auftaucht. Eine harte, wenig feinfühlige Situation...


Da tauchen wir doch besser in die Freude ein, das Leben ist ab und an anstrengend genug. Jeder hat seine Themen, doch ein jeder kann innehalten, seinen Blick wieder auf sich, seine Selbstliebe richten um aus dieser Wahrnehmung heraus die Dinge "neu zu betrachten. Die Energie folgt der Aufmerksamkeit!


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Text aus dem Buch:
"Evolvere - Die Entfaltung aus dem Existierenden"

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